SDW-Jahresexkursion zum Forstbetrieb Bever
Es waren eindrucksvolle Waldbilder, die Hans Friedrich und Christian Hardt den Teilnehmern der Jahresexkursion der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald während der dreistündigen Führung in ihrem eigenen Wald zwischen der Neye-Talsperre und der Bever-Talsperre zeigen konnten. Exakt seit 128 Jahren, jetzt in der fünften Generation, setzt die Familie auf die Mischung verschiedener Laub- und Nadelholzbaumarten und einen möglichst großen Anteil an Naturverjüngung.
Der Forstbetrieb besteht überwiegend aus Mischwald. Die häufigsten Baumarten sind Buchen und (waren) Fichten. Ziel des Forstbetriebes Bever ist ein generationenübergreifender Dauermischwald. Dabei geht es sowohl um die Generationen der Familie als auch um verschiedene Baumgenerationen auf der gleichen Fläche. Durch behutsame Entnahme einzelner Bäume oder von Baumgruppen wird immer wieder Licht geschaffen. Dadurch entsteht Platz für neue Bäume. Es gibt also immer eine Mischung aus alten und aus jungen Bäumen. Wo immer möglich, wird der Naturverjüngung Raum gelassen. Hinzu kommen gezielte Anpflanzungen, um jeweilige Waldfläche möglichst vielfältig zu bestocken. Ganz wichtig ist diesem Forstbetrieb die permanente Bedeckung des Waldes. Denn Kahlstellen bilden Angriffspunkte für Stürme und setzen die Bäume stärker der Sonne aus. Großen Wert legen die Bewirtschafter darauf, Schäden an Bäumen und Vegetation bei ihren Arbeiten zu vermeiden. So wird gelegentlich sogar auf die Ernte einzelner Bäume verzichtet, wenn die langfristigen Schäden deren Ertrag übersteigen würden.
Unkalkulierbar sind auch in einem stabilen Dauermischwald die Faktoren Wetter und Schädlingsbefall. So haben im 20. Jahrhundert Schneebruch, Spätfröste, Insektenbefall und Pilzkrankheiten für erhebliche Schäden gesorgt. In den letzten beiden Jahrzehnten waren es zunächst Stürme wie Kyrill (2007), Burglinde und Friederike (beide 2018), die den Wald an der Bever besonders heftig getroffen haben. Auch an diesem eigentlich regenreichen Standort haben die extremen Dürrejahre 2018, 2019, 2020 und 2022 und in deren Folge der extreme Borkenkäferbefall ihre Spuren hinterlassen und dazu gezwungen, die Bewirtschaftungsmethoden an die veränderte Situation anzupassen. Man sieht es den Forstleuten an, wie schwer ihnen das komplette Freiräumen der Fichtenflächen gefallen ist. Lieber hätten sie den Waldumbau in Form der sukzessiven Entnahme und des Umbaus zum Mischwald über einen Zeitraum von Jahrzehnten fortgesetzt. Jetzt sind die älteren Fichten nahezu vollständig aus dem Wald verschwunden. Mit zeitlicher Verzögerung wird immer deutlicher sichtbar, dass auch Buchen, Eichen und Lärchen schwer geschädigt sind. Die Forstleute gehen davon aus, dass ein größerer Teil dieser Bäume, insbesondere die älteren Exemplare, absterben werden.
Zunächst aus forstbotanischem Interesse hat die Gründergeneration fremdländische Baumarten ins Bergische Land gebracht. So kann die heutige Generation auf einen mehr als 100 Jahre aufbauenden Erfahrungsschatz zurückgreifen. Einige Arten, wie zum Beispiel Thuja, haben sich seither sehr gut erhalten und sind mit extremen Einflüssen gut zurechtgekommen. Andere Arten, wie zum Beispiel die lindenblättrige Birke, hatten gegenüber der heimischen Sandbirke bald das Nachsehen und wurden so wieder schnell verdrängt. Anderer Arten, die zunächst als Fremdländer angesehen wurden wie zum Beispiel Küstentanne oder Esskastanie, sind heute stabilisierende Bestandsbildner eines dauerhaften Mischwaldes.
Sorgen bereitet den Inhabern insbesondere die hohe Wahrscheinlichkeit, dass es wieder zu extremen Dürreperioden kommen wird. In dem stark durch Naherholung beeinflussten Gebiet steigt dann automatisch in exponentieller Weise die Gefahr von Waldbränden.
Die genaue Kenntnis des Waldbestandes, die ständige Beobachtung des Waldes einhergehend mit einer peniblen Dokumentation sowie die Grundphilosophie ihrer Waldbewirtschaftung „Was die Natur liefert, muss nicht durch teure Arbeit oder Materialkäufe in den Wald gebracht werden.“ lässt die Inhaberfamilie insgesamt dennoch zuversichtlich in die Zukunft schauen. Zum Abschluss gab es einen riesengroßen Applaus der Teilnehmer für die informative Führung sowie die ganz überwiegend gelungene Umsetzung des Ziels eines stabilen Dauermischwaldes.