
Bergisches Waldforum 2025 v.l.n.r. Rainer Deppe, Hartwig Dolger, Uwe Schölmerich, Louis Altinkamis. Foto: Susanne Schröder
Der Klimawandel ist nicht nur eine Sammlung von Zahlen wie höhere Durchschnittstemperaturen, mehr Starkregenereignisse, längere Trockenphasen, mehr Hitzetage, längere Vegetationstemperaturen als in den vorhergegangenen Vergleichsperioden. Der Klimawandel ist sichtbare Realität in unserer Landschaft. Insbesondere in den Wäldern zeigen sich die dramatischen Auswirkungen. Denn Wälder sind Ökosysteme, die auf Jahrzehnte, genauer, auf 150 Jahre und länger angelegt sind und deshalb mit den schnellen Klimaveränderungen nicht zurechtkommen.
So ist es folgerichtig, dass der Klimawandel die Themen des diesjährigen Waldforums der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald bestimmte. Wenige Tage vor dem Tag des Baumes hatte die SDW zu ihrem jährlichen Waldforum ins Kreishaus am Rübezahlwald in Bergisch Gladbach eingeladen. Knapp 100 Freunde des Waldes, Förster, Politiker und Naturschützer waren der Einladung gefolgt.
In seinem einführenden Kurzvortrag machte SDW-Vorsitzender Rainer Deppe deutlich, dass der Klimawandel Anpassungen zwingend erforderlich macht. Er nannte die Waldbrandvorsorge und -bekämpfung, den Schutz vor Starkregen durch mehr vitale Bäume und weniger Totholz, angesichts wachsender Wildbestände verstärkte Bejagung, insbesondere in den ersten Jahren von Neuanpflanzungen, den konsequenten Waldumbau zu echten Mischwäldern aus Laub- und Nadelbäumen sowie eine Erweiterung des Baumartenspektrums für mehr Vielfalt und Stabilität. So hat die SDW in dieser Pflanzsaison bei ihren Wiederbewaldungsprojekten mehr als 10.000 Bäume neu gepflanzt. Angepasst an die Pflanzstandorte kamen 22 verschiedene Baumarten zum Einsatz.
Hartwig Dolgner, Leiter des Fachbereichs Hoheit, Schutzgebiete und Umweltbildung des Landesbetriebes Wald und Holz NRW beschäftigte sich mit dem Waldboden. Der Waldboden dient nicht nur der Verankerung der Bäume. Er ist Nährstofflieferant, Wasserreiniger und Wasserreservoir, Lebensraum für Kleintiere, Pilze und Mikroorganismen und Speicher für Kohlenstoff. Abhängig vom Bodenzustand kann Kohlenstoff dort für längere Zeit gebunden bleiben oder er wandert wieder in den Kreislauf. Doch auch die Eigenschaften des Waldbodens sind nicht statisch. Säure- und Stickstoffeinträge haben über Jahrzehnte die Bodenfruchtbarkeit sowie Filter- und Puffereigenschaften verändert. So sind in weiten Teilen des Landes die Waldböden versauert. Durch eine gezielte Bodenschutzkalkung kann der pH-Wert stabilisiert oder leicht angehoben werden. Dies kommt nicht nur den Lebewesen im Boden und der Naturverjüngung, sondern vor allem den Bäumen entgegen. Fazit: Nur, wenn der Boden gesund ist, werden wir gesunde Wälder erhalten.
„Alles fließt – wie wir den Klimawandel im Wald begleiten sollten“ hatte Uwe Schölmerich, Lehrbeauftragter für Waldbau an der Uni Bonn seinen Vortrag genannt. Die Wälder des Jahres 2025 sind nicht mehr die Wälder von vor 50 Jahren. Auch die sog. potentiell natürliche Vegetation verändert sich unter den Bedingungen des Klimawandels. Durch Extremereignisse wie Dürre oder Stürme treten dazu zusätzliche Störungen ein, die wiederum biotische Interaktionen auslösen. Sie lassen z.B. Schädlinge wachsen und verändern Konkurrenzverhältnisse so, dass u.U. neue Gleichgewichte entstehen. Dass sich in unseren Breiten andere, ggf. sogar neue Lebensraumtypen entwickeln werden, ist nur eine Frage der Zeit. Der Erhalt der Feuchtigkeit im Wald gehört zu den wichtigsten Maßnahmen, aber auch die Erweiterung des Baumartenspektrums durch einen Mischwald unter Einschluss von Baumarten aus trocken-warmen Gebieten und von solchen , die den heimischen nahe verwandt sind. Zum Schluss appellierte Uwe Schölmerich an das Auditorium: „Wenn wir die Wiederbewaldung jetzt nicht als Chance zum Waldumbau nutzen, werden die kommenden Generationen uns fragen: Warum wart Ihr angesichts des absehbaren und bereits begonnenen Klimawandels nicht offen für Veränderungen und habt noch nicht einmal die Anpassung der Wälder geschafft? Warum nicht wenigstens das?“
Auch der abschließende Vortrag von Louis Altinkamis beschäftigte sich mit dem Klimawandel. Der Förster stellte den Baum des Jahres 2025, die Roteiche vor. Die aus der östlichen Hälfte der USA stammende Roteiche wird seit 250 Jahren in Europa forstlich angebaut und genutzt. In Deutschland nimmt sie ca. 0,5 % der Gesamtwaldfläche ein. Sie stellt ähnlich wie heimische Eichenarten nur geringe Ansprüche an den Boden. Allerdings besitzt sie eine vergleichsweise gute Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel.
Grundsätzlich wird die Roteiche von den gleichen Schadorganismen befallen, wie z.B. Hallimasch, Schwammspinner, Eichenwickler und Eichenprozessionsspinner, besitzt aber eine höhere Resistenz gegen diese Schadorganismen. Nachgewiesen wurden bisher 120 Pilz-, Moos- und Insektenarten, darunter auch der Hirschkäfer, die an und mit der Roteiche leben. Die Zahl der auf die Roteiche spezialisierten Insektenarten ist geringer als bei der Traubeneiche und Stieleiche. Da die Roteiche weder Hybride mit den einheimischen Eichen bildet, nicht zur Massenvermehrung neigt und Roteichennaturverjüngung weniger durchsetzungsstark ist als andere heimische Arten, wird sie in Deutschland eindeutig als nicht invasiv eingestuft.
Durch ihr starkes Wurzelwachstum kann sie Wasser und Nährstoffe in tieferen Schichten erreichen und weist ein schnelleres Jugendwachstum auf. Sie ist eine interessante Mischbaumart zur Ergänzung und für mehr Vielfalt im Rahmen der Wiederaufforstung im Bergischen Land.